Der Film gibt einen Einblick und Anleitungen für die Bildungsarbeit in Schulen im Hinblick auf neonazistische und antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft. Anhand der Erzählung eines Einzelschicksals aus dem Buch von Maria Vajta Klamer „Flucht vor dem Mord an einem Volk“ (Flykten från ett folkmord) werden Erfahrungen des Holocausts aufgezeigt und deren historische Einordnung im Hinblick auf die Gegenwart vorgenommen.
Während des Zweiten Weltkriegs lebt die junge jüdische Mutter Deborah zusammen mit ihrem Sohn Adam im Warschauer Ghetto. Bald merkt sie, dass sie keine Überlebenschance haben, wenn sie dortbleiben würden. Sie müssen fliehen. Eine nichtjüdische Polin, Helena, nimmt sie in ihrem Haus auf und setzt damit ihr eigenes Leben aufs Spiel. Helena versteckt sie außerhalb des jüdischen Ghettos. Leon und Ester waren noch Kinder, als sie in eines der schlimmsten Konzentrationslager verschleppt wurden. Sie haben alles verloren. Sie sollten ihre Familien, ihre Heimat, ihr Land nie wieder sehen und sowohl ihre Freiheit als auch ihre Jugend ist ihnen genommen worden.
Die Autorin besucht eine Schule, um anhand ihres Buches über schwierige Themen wie die Gleichwertigkeit allen menschlichen Lebens zu sprechen und wie diese durch ideologisch motivierte Gewalt eingeschränkt werden kann. Eine Schülerin ist von Marias Worten gefesselt und beschäftigt sich daraufhin eingehender mit dem Thema – was angesichts der bedrückenden Bilder einen hoffnungsvollen Ausklang bietet.
Die schwedische Nationale Organisation für Holocaust-Erziehung hat diesen Dokumentarfilm produziert, um damit Lehrkräften ein pädagogisches Hilfsmittel für den Unterricht über den Holocaust, den Zweiten Weltkrieg und die Menschenrechte in die Hand zu geben. Der zum ersten Mal 2021 gezeigte Film wurde in Göteborg, Uppsala, Warschau und Oświęcim (Auschwitz) aufgenommen und enthält zahlreiche historische Bilddokumente.
Direction & Music: Roland Persson
Producer & Photographer: Andreas Gejke
Script: Mikaela Lund & Roland Persson
Based on the book: Flucht vor dem Mord an einem Volk von Maria Vajta Klamer
Participants: Ester & Leon Rytz, Pia Eklund Rosander, Sofia Hillbom, Jan Gezelius, Elin Ternström, Narav Salahaddin, and others
Animation: Gabriel Gumucio
A film produced by Skaparkraft Film & Musikproduktion
FLUCHT VOR DEM MORD AN EINEM VOLK
Maria Vajta Klamer
Der vom Swedish Arts Council gewährte Zuschuss zu den Übersetzungskosten wird dankend anerkannt.
Anhand von Einzelschicksalen erfahren wir von der weitgehenden Vernichtung des ehemals lebendigen jüdischen Lebens in Osteuropa durch den Holocaust und den darauf folgenden Kommunismus. Fünf polnische Jüdinnen und Juden überstehen – in einigen Fällen auf abenteuerliche Weise – die Verfolgung und die Lager der deutschen Nationalsozialisten und einer von ihnen den sowjetischen Gulag in Workuta. Wegen der antisemitischen Politik im Nachkriegspolen verlassen die meisten von ihnen ihre Heimat und beginnen in Schweden ein neues Leben.
In ihren Erzählungen reflektieren die Betroffenen selbst die Ereignisse, die mit historischen Fakten und einfühlsamen Stimmungsbildern hinterlegt werden. So erfolgt eine differenzierte Einschätzung von Situationen und geschichtlichen Entwicklungen, die ihrer besonderen Vielschichtigkeit gerecht wird. Damit unterscheidet sich das Buch wohltuend von manchen oft zeitbedingt und politisch gefärbten Interpretationen und Einordnungen der Ereignisse.
Das Buch verdeutlicht, wie das Böse und das Gute im Menschen immer wieder gerade in Extremsituationen hervorbrechen. Eine besondere Zeitnähe gewinnt das Buch ebenfalls dadurch, dass es zum Nachdenken anregt, wie Menschen und Regierungen bis heute mit Schuld und Mitschuld und mit politisch bedingten Migrationen umgehen.
„Die Flucht vor einem Völkermord“
Anmerkungen zu dem Buch Flykten från ett folkmord
von Maria Vajta Klamer
Ulrich Kasten, Kulturstiftung Sibirien